LÜDENSCHEID ▪ Wenn am 28. April die Westdeutschen Langstreckenmeisterschaften für Männer, Frauen sowie U20- und U18-Nachwuchs über 3000, 5000 und 10000 Meter im Lüdenscheider Nattenberg-Stadion stattfinden (wahrscheinlich ohne heimische Beteiligung), dann steht der sportliche Part für die ausrichtende LG Lüdenscheid ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt. Denn: Der Verein nimmt die Titelkämpfe zum Anlass, um in diesem Rahmen den 40-jährigen Geburtstag der Leichtathletik-Gemeinschaft in der Bergstadt zu feiern.

Und das nicht in einem pompösen oder hochoffiziellen „Gewand“, sondern ganz bewusst in zwangloser Atmosphäre, wie der 2. Vorsitzende Gerd Schnell und Sportwart Johannes Riedel verdeutlichen: „Wir sind oder waren alle Sportler, von daher ist doch eine Sportveranstaltung ein schöner Rahmen. Uns geht es darum, dass viele ehemalige und auch aktuelle LGer zusammenkommen, um locker plauschen zu können.“

Gefeiert wird hinter

der Stadion-Tribüne

Einen kurzen offiziellen Teil mit einer Begrüßung gegen 15 Uhr wird es aber doch geben. Nach der offiziellen Begrüßung stehen dann aber ehemalige und aktuelle LG-Leichtathleten ganz im Mittelpunkt. Hinter der Tribüne des Nattenberg-Stadions werden Zelte aufgebaut, für Essen, Trinken und auch Musik ist bestens gesorgt, dazu sollen Stellwände mit Fotos und Berichten aus der LG-Historie installiert werden.

„Ich hoffe, dass auch viel Ehemalige, die nicht mehr in der näheren Umgebung wohnen, an diesem Tag den Weg nach Lüdenscheid finden“, ist der langjährige 1. Vorsitzende und jetzige 2. Vorsitzende Gerd Schnell seit geraumer Zeit damit beschäftigt, Adressen ausfindig zu machen und Einladungen zu verschicken. Zahlreiche Zusagen liegen ihm bereits vor – unter anderem Volker Teuscher (Langstreckler), Heinz Kubelt (bester Europäer beim Boston-Marathon 1974), Frauke Kraas (Mehrkämpferin), Eberhard Steinborn (Hammerwurf), Hans Stork und Lilo Rollfing (deutsche und internationale Spitzenklasse bei den Senioren), doch Schnell stellt auch unmissverständlich klar: „Es kann nicht jeder Aktive, Trainer, Funktionär oder Ehemalige eine persönliche Einladung bekommen, doch herzlichst willkommen sind alle, um fachzusimpeln oder in Erinnerungen zu schwelgen. Letztlich soll sich jeder LGer aufgerufen fühlen, am 28. April am Nattenberg vorbeizukommen.“

Bewegte Geschichte

mit vielen Highlights

Davon sollte es mehr als genug geben. 1972 aus den Trägervereinen TV Friesen und LTV 61 gegründet, erlebten die LG und die Leichtathletik an sich auch durch die Fertigstellung des Nattenberg-Stadions im gleichen Jahr einen regelrechten Boom. Zur Stadioneröffnung führte die LG einen Fünf-Städte-Wettkampf durch, es folgten im gleichen Jahr noch zwei Ausscheidungen für deutsche Sportler für die Olympischen Spiele in München. Und nicht nur deutsche Spitzenathleten gastierten in der Bergstadt: Ob Europacup-Zwischenrunde der Frauen (1975), Juniorenländerkampf Deutschland – USA (1976), Internationales Abendsportfest (1977), Länderkampf Deutschland – Finnland (1978) und Europacup-Zwischenrunde der Männer (1979) – mehrfach waren in der 70er Jahren Topathleten aus der ganzen Welt am Nattenberg zu Gast. Die Zeit der ganz großen Veranstaltungen war dann jedoch vorbei, weil sich der finanzielle Aufwand für die technischen Voraussetzungen von Großereignissen schlichtweg nicht mehr stemmen ließ.

Auch die LG selbst geriet zwischenzeitlich in unruhiges Fahrwasser. 1978 schied der LTV 61 als Trägerverein aus, da der Finnland-Wettkampf die finanziellen Erwartungen nicht erfüllt hatte, neu dazu kamen dafür die DJK Eintracht und TSG Wehberg. Zwischenzeitlich war auch TuRa Eggenscheid kurz mit im Boot. 1979 geriet die LG dann in ihre wohl größte Krise, die fast das Ende bedeutet hätte. Ein komplett neuer Vorstand wurde gebildet, seitdem bilden TV Friesen, TSG Wehberg und TuS Grünewald die Trägervereine.

Die ganz großen internationalen Wettkämpfe gab es fortan zwar nicht mehr, doch auch bei Deutschen Jugendmeisterschaften, westfälischen und westdeutschen Titelkämpfen bewährte sich die LG als Ausrichter, brachte zudem mit u.a. Sandra Möller, Sara-Kristin Hess, Kathrin Vetter (Sprint) und Niklas Bühner (Mittelstreckler) noch zahlreiche Talente heraus, auch wenn es sie später in Leichtathletik-Hochburgen wie Dortmund, Wattenscheid und Wenden zog. „Es wird sicher viel zu erzählen geben“, freut sich auch „Hanni“ Riedel auf das Wiedersehen mit einstigen Weggefährten, zumal er seines Wissens einziger „Mann der ersten Stunde“ ist, der noch heute aktiv ist (früher Mittelstreckler, dann Trainer und jetzt sowohl Trainer als auch Sportwart).

Marc Peter Kusche